Am 9. Juni 1978 lesen die Erlanger in ihrer Tageszeitung: „Das baumbestandene, von stattlichen Wohnhäusern flankierte Zollhaus-Quartier wird von einer vierspurigen Ost-West-Verkehrsachse zerschnitten.“ Der Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss habe einem entsprechenden Bebauungsplan, dessen Ideen aus den 60er Jahren stammen, für das Gebiet im Zollhausviertel grünes Licht gegeben. Nicht nur die Schlagzeilen der Tageszeitung sind kritisch; auch heben einige Mitglieder des Stadtentwicklungs- und Planungsausschusses ihre Bedenken. Der erste öffentliche Widerspruch kam vom Bund Naturschutz (BN).

Das Tagblatt berichtet im September 1978 von einem eben gegründeten „Verein Zollhaustreff“ und davon, dass bald „eine neue Bürgerbegegnungsstätte“ mit dem Namen „Zollhaustreff e. V.“ eröffnet werden soll. Obwohl sich die Spuren dieses Vereins verlieren, ist nur 10 Tage später, in Zeitungsartikeln vom 26. und 28. September erstmals von einer „Bürgerinitiative“ im Zollhausviertel die Rede. Weiter heißt es, dass sie „die Gefahr eines vierspurigen, autobahn-ähnlichen Kreuzungsausbaus vor Augen“ hat und dass sie vom BN und dem SPD-Distrikt Innenstadt unterstützt würde.

1979 war es dann soweit, die Stadt Erlangen wollte den Bau einer vierspurigen Stadtautobahn durch das Zollhausviertel realisieren. – Das Tauziehen hatte begonnen und es sollten zwei aufregende Jahre folgen. Als die Bürgerinitiative und der Bund Naturschutz im Mai, September und Oktober des Jahres 1979 Pläne mit Zeichnungen ausstellten, die ein Wohnungsbauprojekt im Zollhausviertel zeigten, dass „Bund und Land als Modellversuch unterstützen“ könnten.

1980 besuchen einige Politiker angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen das Zollhausviertel. Allen voran kommt am 4. Februar des Jahres 1980 der Bundeswohnungsbauminister Dieter Haack, ein Erlanger, der am Rande des Zollhausviertels zu Hause ist.

Zeitgleich mit dem SPD-Politiker kommen auch der Staatssekretär Wilhelm Vorndran (CSU), Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg (SPD) und die Stadträte Heide Mattischeck (SPD) und Gerhard Wangemann (FDP/CWU) in die Oststadt. Es ist davon die Rede, dass der ursprünglich geplante vierspurige Autobahnausbau wohl nicht verwirklicht würde.

Wenige Tage später findet eine Bürgeranhörung statt – eine von insgesamt 3. Sie wird unmittelbar gefolgt von einem Leserbrief in der Zeitung, an dessen Ende neben Sigwart Zeidler erstmals auch der Name Friedrich Wendler erscheint. Unter anderem betonen die Verfasser, eine „überparteiliche Bürgerinitiative“ zu vertreten.

Im März beginnt eine Zeit symbolträchtiger Aktionen:
– eine Radler-Demonstration für den „Wohnbereich Zollbahnhof“ mit 300 Teilnehmern.
– am selben Tag eine symbolische Baumpflanzung im Schotter der Werner-von-Siemens-Straße.
– im Juni ein Fest im Zollhausviertel, das die Straßen für ein paar Stunden den Fußgängern übereignet und bei dem eine Sitzbank überreicht wird.

Mit dieser Sitzbank hat es folgendes auf sich: Als im April 1980 nach Dieter Haack auch die FDP-Bundestagsabgeordnete Hildegard Hamm-Brücher das Zollhausviertel besichtigt, stimmt sie den Wünschen der Bewohner uneingeschränkt zu und tut als erste Politikerin einen konkreten Schritt: Sie stiftet eine Sitzbank „für das Gelände“.

Eine große Enttäuschung gab es, als im Sommer 1980 beschlossen wurde, dass der von der SPD geführte Stadtrat nach zweijähriger Diskussion mit Bürgern und Initiativen die Wohnstraßen-Idee zugunsten eines zweispurigen Straßenausbaus für den Individualverkehr ablehnen würde.

Nach dieser „blamablen“ Entscheidung des Stadtrats, reagierte die Bürgerinitiative am 27. September 1980 mit einer Demonstration, unterstützt von einigen Vereinen, wie Grüner Liste, AdFC, dem Bürgerkomitee „Volksbegehren für Bürgerentscheid“, Bund für Geistesfreiheit, Humanistischer Union, FDP und Jungdemokraten. Mit Unterstützung dieser Institutionen führt der Protestzug vom Zollhausviertel über den Hugenottenplatz zum Rathaus, wo der Vertreter des damaligen Oberbürgermeisters, Dietmar Hahlweg, eine Protestliste mit 1.000 Unterschriften entgegennimmt.

Noch mehr Forderungen formuliert die Bürgerinitiative in einer Presseerklärung:
– weitere Verkehrsberuhigung,
– Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs im Zollhausviertel,
– Einrichtung von Wohnstraßen.

Die Kommunalen können sich dem nicht verschließen. Die Tageszeitung berichtet am 23. Oktober 1980: „die Chance für eine Revision des vor der Sommerpause gefassten Beschlusses eröffnet möglicherweise ein Antrag, den die kleinste Rathaus-Fraktion, die Drei-Mann-Gruppe von FDP und CWU, jetzt auf den Tisch des Oberbürgermeisteres gelegt hat.“ Besagter Antrag handelt von der „Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs“ im Zollhausviertel.

Statt zahlloser Privatfahrzeuge sollten Busse auf einer eigenen Trasse durchs Zollhausviertel geführt werden. Am 27. März 1981 erfolgte dann schließlich der Stadtratsbeschluss: „Busverkehr soll nun doch ins Zollhausviertel“. Und wieder ein Dreivierteljahr später, am 19. Dezember, heißt es mit der Schlagzeile: „Seit Donnerstag läuft der öffentliche Omnibus-Nahverkehr durch das Zollhausviertel.“

Über den eben erwähnten Beschluss zu gunsten der Bustrasse konnte sich nicht jeder Bürger freuen. Noch im März 1981 reagiert die Bürgerinitiative mit den Worten, dass diese Stadtratsentscheidung nichts anderes sei, als zuerst den öffentlichen Nahverkehr in der Werner-von-Siemens-Straße auszubauen, und schließlich dann den Stadtratsbeschluss aus dem Vorjahr auszuführen. Doch als die Stadt 1987 erwog, die Werner-von-Siemens-Straße für den Durchgangsverkehr zu öffnen, kündigte die Bürgerinitaitive im Juni des gleichen Jahres einen drastischen Widerstand an. Eine Stadt-Umland-Bahn (StUB) durch das Zollhausviertel zu führen lehnte die Bürgerinitiative ebenfalls ab und sammelte Unterschriften gegen dieses Projekt, dass „ihr Wohnquartier mit Schienenstrang regelrecht zerschnitten hätte“ (Friedrich Wendler).

Auch der im Mai 1992 stattgefundene „Sturm auf’s Rathaus“ sollte an dieser Stelle erwähnt werden. Dabei protestierte die Bürgerinitiative gegen eine geplante Millieuschutzverordnung in ihrem Viertel. Gegen diesen Beschluss sagte die BIZ ein klares Nein.

1998 beschloss dann die „Bürgerinitiative Zollhausviertel“ (BIZ) sich in „Bürger im Zollhausviertel“ (BIZ) umzubenennen.

Im Jahr 2016 wurde dann die „Erlanger Zollhausfest UG (haftungsbeschränkt)“ gegründet, welche vortan das Ziel hat das beliebt Erlanger Zollhausfest zu veranstalten und zu erhalten.